Fakultät für Physik und Astronomie

Von Bochum nach Greifswald, von Kernspaltung zur Kernfusion: Exkursion der Plasmaphysik-Studierenden

05.11.25 | Instagram, Studium

Im Juli 2025 unternahm der Kurs “Einführung in die Plasmaphysik” einen Ausflug nach Greifswald. 17 Studierende, begleitet von vier studentischen Betreuer‘*innen und Prof. Judith Golda, erkundeten dabei verschiedene Stationen, die den Studierenden spannende Einblicke in neue Bereiche der Plasmaphysik ermöglichten.

Der erste Besuch galt dem Leibniz-Institut für Plasmaphysik (INP) in Greifswald, der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung zu Niedertemperaturplasmen in Europa. Hier konnten die Studierenden lernen, wie die im Kurs gelernten theoretischen Grundlagen in der angewandten Forschung umgesetzt werden: von der anwendungsorientierten Grundlagenforschung bis zur Entwicklung plasmagestützter Produkte und Verfahren.

Die nächste Station war das Kernkraftwerk Lubmin, wo die Studierenden eine Führung bekamen. Als dieses 1974 in Betrieb genommen wurde, waren acht Druckwasserreaktoren geplant. Bevor die letzten davon allerdings fertiggestellt werden konnten, musste das Kraftwerk 1990 wegen Sicherheitsmängeln abgeschaltet werden.  Einer der Kernkraftwerksblöcke, die noch vor der endgültigen Fertigstellung geschlossen wurden, ermöglicht deshalb einmalige Einblicke in ein Kraftwerk dieser Bauart.

Atomkraftwerke nutzen die Kernspaltung, einen Prozess, der mit Problemen wie der sehr langen Halbwertszeit der radioaktiven Abfälle verbunden ist. Demgegenüber steht ein anderes Konzept, an dessen Nutzbarmachung für die Energieversorgung Forschende schon seit Jahrzehnten arbeiten: die Kernfusion. Das ist eine Kernreaktion, bei der zwei Atomkerne zu einem größeren Kern verschmelzen und dabei immense Mengen an Energie freisetzen. Dieses Verschmelzen ist jedoch gar nicht so einfach: Da Atomkerne positiv geladen sind, stoßen sie sich gegenseitig ab – Physiker*innen nennen das Coulomb-Barriere. Um diese zu überwinden, braucht man hohen Druck und extrem hohe Temperaturen von etwa 100 bis 150 Millionen Grad. Dadurch wird ein Plasma erzeugt und die Fusion gezündet. Bis die Kernfusion als klimaneutrale und nachhaltige Energiequelle genutzt werden kann, ist jedoch noch weitere Forschung notwendig.

Der größte Forschungsreaktor in Deutschland ist der Wendelstein 7-X in Greifswald, betrieben vom Max Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP). Die Studierenden waren beeindruckt, die Anlage in echter Größe zu erleben und zu sehen, wie komplex und faszinierend die Forschung zur Kernfusion ist. Für Studierende, die weiter in das Thema eintauchen wollen, sind auch Abschlussarbeiten und Projekte am IPP möglich.

Sowohl die Studierenden als auch Prof. Golda zeigten sich begeistert von der Exkursion: “Es war total schön, zu sehen, wie viele interessierte Fragen die Studierenden gestellt haben. Solche Exkursionen sind eine tolle Möglichkeit, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und praktische Anwendungen für das Gelernte kennenzulernen.“

Foto: © Fakultät für Physik und Astronomie / Golda

Cookie Consent with Real Cookie Banner